Dienstag, 15. März 2016

Etappe 2: Wir betreiben Schadensbegrenzung

Felix berichtet von der zweiten Etappe: Dank bester Organisation, gutem Wetter und früher Startzeit, ist für uns nach der Zieleinfahrt recht wenig zu tun. Da auch unsere Bikes die Belastungen der ersten beiden Etappen besser wegzustecken scheinen als ihre Fahrer – hier stellen sich so langsam die für Etappenrennen typischen Wehwehchen ein – ist für uns am Nachmittag nicht viel mehr zu tun, als uns in der Rider-Lounge zu entspannen und uns hin und wieder einen der überall erhältlichen Snacks zu genehmigen. Damit artet unser Cape Epic fast schon in Urlaub aus. Zumindest 19 Stunden am Tag. Schließlich sind da ja auch noch fünf Stunden Rad zu fahren, oder - wie im heutigen Fall - zu poltern. Aber der Reihe nach… Meine Nacht im Einmannzelt ist deutlich entspannter als die vorherige. Zumindest schlafe ich besser, was durchaus auch der Ermüdung der ersten Etappe geschuldet sein kann. Die Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht sorgen dafür, dass ich mich beim Erwachen um fünf Uhr morgens kurz in einer Tropfsteinhöhle wähne. Die Abwesenheit von Stalaktiten zeigt mir jedoch, dass es sich nur um Kondenswasser handelt, welches mir von der Zeltdecke ins Gesicht tropft. Im Gegensatz zum Zelt ist es draußen trocken und der Wetterbericht verspricht angenehmes Wetter: Das Thermometer sollte heute „nur“ auf knapp über 30 Grad klettern. Gestern waren es weit über 30 Grad. Das sollte uns schlechtwetter-verwöhnten Mitteleuropäern doch entgegenkommen. Von Startnervosität war auch nix mehr zu spüren und wir fühlten uns bereit für Etappe Nummer zwei. Den Draht von Weidezäunen ließen wir heute links liegen und sortierten uns zu Beginn des ersten und längsten Anstiegs des Tages am Ende der großen Spitzengruppe ein. Bis hier hin verlief alles nach Plan. Scheinbar hatte ich es jedoch verpasst, unseren Plan auch an meine Beine durchzugeben. Dies verweigerten nämlich gegen Mitte des langen Singletrailanstiegs die Arbeit völlig und ich wusste nicht, wie ich den Gipfel fahrend erreichen sollte. Zu diesem Zeitpunkt ging mir ein Zitat durch den Kopf, an dessen Urheber ich mich leider nicht mehr erinnern kann, das ich euch aber auch nicht vorenthalten möchte: „I know it’s hard and it’s okay to cry, but you can cry while pedaling.“ Geweint habe ich nicht, aber zumindest ordentlich geflucht, das aber immerhin noch fahrend. Zum Glück folgten nun einige flache Kilometer, und ich konnte mich in Sebastians Windschatten ein wenig erholen. Kurz vor der zweiten Verpflegung erreichten wie eine kleine Gruppe, die uns noch eine ganze Weile begleiten sollte. Wurde ich vor zwei Jahren noch auf Grund einiger Einbrüche nach ziemlich genau zweieinhalb Rennstunden noch als 60-Kilometer-Felix bezeichnet, wurde ich dieser Bezeichnung auch heute gerecht. Allerdings scheint der Wechsel von Rechts- auf Linksverkehr einige Synapsen zu viel umgepolt zu haben, sodass ich neben rechts von links auch Rennbeginn nicht mehr von Rennende unterscheiden kann. Warum auch immer – eine ausführliche Analyse unsererseits brachte jedenfalls kein Licht ins Dunkel – ab diesem Zeitpunkt lief es bei mir deutlich besser und ich konnte mich im Singletrailgeschlängel erstmals an der Führungsarbeit beteiligen. Mehrmals rissen wir eine Lücke zu unseren Konkurrenten, auf dem verblockten Untergrund dauerte es jedoch eine ganze Weile bis wir mit uns mit unserem Hardtail-Gepolter endgültig lösen konnten. Zu meiner Überraschung konnten wir im letzten Anstieg des Tages sogar noch einige direkte Konkurrenten aufsammeln und sahen unserer direkten Konkurrenten um eine Top-20-Platzierung weniger als eine Minute vor uns. Das Finale der Etappe bestand dann aus dem Singletrail, den ich mich einige Stunden zu vor hoch quälen musste. Kurz vor der Einfahrt in den Downhill standen noch ein paar Starter, die es gerade noch nach oben geschafft haben. Während ich im klimatisierten Zelt mit einem Cappuccino in der Hand diesen Blogeintrag verfasse, sind diese Fahrer noch einige Stunden unterwegs. Plötzlich erscheinen mir meine heutigen Leiden nur noch halb so schlimm. Aber zurück zum Renngeschehen. Hatte mich die Auffahrt traumatisiert, so war es Sebastian, dem der Downhill zu schaffen machte. Da es ihm mit den Blasen an den Händen vom gestrigen Tag schwerfiel, den Lenker festzuhalten und freihändig fahren nicht so wirklich eine Option war, galt es sicher im Ziel anzukommen und möglichst wenig Zeit zu verlieren. Da am Ende ein 21. Platz zu Buche steht und wir in der Gesamtwertung weiter unter den ersten 20 Teams platziert sind, würde ich dieses Unterfangen als erfolgreich bewerten. Wir sind weiter auf Kurs.

1 Kommentar:

  1. Aus Sicht der Daheimgebliebenen sogar sehr erfolgreich!!! Weiter so!!!

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